– Teil 2: Wie erstellst du deinen Finanzplan richtig –
Für die inhaltliche Gestaltung deines Businessplans habe ich dir in meinem letzten Blogbeitrag bereits einige Tipps gegeben. Doch damit ist es noch nicht getan, denn in jeden guten Businessplan gehört auch ein Finanzplan. Für diesen möchte ich dir heute einige Tipps geben.
Warum ist ein Finanzplan notwendig?
Die Antwort auf diese Frage ist zunächst ganz einfach. Denn wenn du Zuschüsse oder Kredite beantragen möchtest, ist der Finanzplan wichtig für deine eventuellen Kapitalgeber. Ob die Agentur für Arbeit, wenn du den Gründerzuschuss beantragen möchtest oder deine Hausbank, die dir einen Kredit bewilligen soll – jeder wird dich nach deinem Finanzplan fragen. Denn deine Idee kann noch so gut sein, wenn du es finanziell nicht intensiv durchdacht hast, wird dein Geschäft nicht gelingen. Ein Finanzplan ist somit ein wichtiger Erfolgsfaktor für dein Unternehmen!

Doch es geht nicht nur um externe Kapitalgeber. Auch für dich als Unternehmer ist dein Finanzplan ein wichtiges Controllinginstrument, welches du unbedingt nutzen solltest. Ich kann dir deshalb nur empfehlen, dir ausreichend Zeit für die Aufstellung deines Finanzplanes zu nehmen und diesen genau zu durchdenken.
Was gehört in einen Finanzplan?
Natürlich kommt es ganz auf dein Unternehmen an, welche Punkte du speziell betrachten solltest. Je nachdem ist es notwendig, eine Aspekte intensiver zu betrachten, während andere für dich vielleicht nicht von existenzieller Bedeutung sind. Dennoch gibt es einige allgemeine Gliederungspunkte, die auf keinen Fall fehlen sollten. Umsatzplanung, Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag, Gründungskosten, Investitionsrechnung, Liquidität und Kapitalbedarf, Finanzierungsplan, Rentabilitätsrechnung. Von offiziellen Stellen wird zumeist eine Finanzplanung für die ersten drei Jahre gefordert.
Schritt 1: Welche Umsätze kannst du erwarten?

Die Grundlage für alle weiteren Berechnungen ist deine Umsatzplanung. Deshalb ist es so wichtig, dass du diese realistisch einschätzt. Ich empfehle dir, von den Einzelpreisen deiner Produkte oder Dienstleistungen, die du anbieten möchtest, auszugehen. Überlege dir dann genau, welchen Absatz du für realistisch hältst. Wie viel kannst du wirklich verkaufen? Dabei solltest du Rechercheergebnisse sowie Erfahrungswerte von Mitbewerbern mit einfließen lassen. Beachte dabei auch gegebenenfalls von dir geplant Rabattaktionen und setze deshalb nicht ausschließlich den höchsten Verkaufspreis für deine Kalkulation an.
Schritt 2: Mit welchen Kosten musst du rechnen?
Fixe und Variable Kosten
Wenn du deine Kosten betrachtest, unterscheidest du grundsätzlich fixe und variable Kosten. Fixe Kosten sind die Kosten, die unabhängig von deiner Auftragslage anfallen. Dazu zählen beispielsweise Miete, Löhne und Gehälter, Marketingkosten, Kosten für Versicherungen etc. Dazu kommen variable Kosten, deren Höhe sich nach deinen Aufträgen richtet. Das könnten beispielsweise Materialkosten oder Kosten für den Einsatz freier Mitarbeiter sein.
Sowohl fixe als auch variable Kosten solltest du in jedem Falle in deine Preiskalkulation einfließen lassen. Dabei sollte gewährleistet sein, dass deine angesetzten Preise die variablen Kosten sowie auch einen gewissen Anteil der fixen Kosten decken. Bei diesem Anteil spricht man vom Deckungsbeitrag.
Gründungskosten
Weiterhin solltest du beachten, dass neben deinen regelmäßig anfallenden Kosten auch zusätzliche Kosten für deine Existenzgründung anfallen. Das können Beratungskosten sein, Marketingkosten wie beispielsweise zur Erstellung deines Logos oder für deine Visitenkarten und nicht zuletzt auch die Kosten für deine Gewerbeanmeldung. Diese variieren von Gemeinde zu Gemeinde. Erkundige dich deshalb am besten direkt bei dem für dich zuständigen Gewerbeamt. Prüfe genau, welche Kosten für dich konkret anfallen und führe diese vollständig auf, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
Kalkulatorischer Unternehmerlohn
Denke daran, dass du dich als selbstständiger Unternehmer auch selbst um deine Sozialversicherungen kümmern musst. Das bedeutet, dass du Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und Berufshaftpflichtversicherung einrechnen solltest. Anders als im Angestelltenverhältnis bist du nun allein dafür verantwortlich.
Grundsätzlich geht es in deinem Businessplan sowie auch in deinem Finanzplan darum, wie du dir erfolgreich ein Unternehmen aufbauen möchtest und dabei steht deine langfristige Existenzsicherung als oberstes Ziel im Raum. Deshalb solltest du in deinem Finanzplan auch kurz erläutern, welche monatlichen Kosten du dafür einplanst und inwiefern du diese mit deinen geplanten Gewinnen finanzieren kannst. Diese Kosten kannst du als kalkulatorischen Unternehmerlohn in deinen Finanzplan aufnehmen.
Nimm dir Zeit und denke in Ruhe darüber nach, welche Kosten wirklich anfallen. Oftmals werden alltägliche Ausgaben vergessen, wie beispielsweise Kosten für Telefon und Internet sowie Bankgebühren und eventuelle Mitgliedsbeiträge. Solltest du dir nicht sicher sein, ob du wirklich alle Kosten bedacht hast, empfehle ich dir, ein Liquiditätspuffer von ca. 20% einzuplanen.
Schritt 3: Deine Investitionen
Sicher wirst du für dein Unternehmen nicht ganz ohne Investitionen auskommen. Wobei hier natürlich ein großer Unterschied zwischen den verschiedenen Unternehmensarten besteht. Gründest du ein Unternehmen, welches du vordergründig aus dem Homeoffice führen und online arbeiten kannst, werden kaum Investitionen notwendig sein, außer vielleicht ein Laptop und Drucker. Planst du jedoch, beispielsweise ein produzierendes Gewerbe zu gründen, werden die Investitionen am Anfang sehr hoch sein, da du Ausstattung und Einrichtung benötigst. In dem Fall ergibt sich automatisch ein hoher Investitionsbedarf.
Sinnvoll ist es, zwischen kurz- und langfristigen Investitionen zu unterscheiden, sofern das für dich bereits vorhersehbar ist. Hast du bereits feste Pläne für Folgeinvestitionen, solltest du diese unbedingt bereits mit aufführen und in deiner Finanzplanung berücksichtigen.

Beachte, dass du auch Sacheinlagen erfassen solltest. Sacheinlagen sind Gegenstände, die du bereits besitzt und aus deinem privaten Eigentum nun in dein Unternehmen einführen möchtest. Das können beispielsweise dein privater Laptop sowie dein Smartphone sein, die du von nun an geschäftlich nutzen möchtest. Hierbei musst du dir die Frage nach dem Restbuchwert stellen. Sind die Sacheinlagen bereits vollständig abgeschrieben oder besteht ein Restbuchwert? Diesen solltest du unbedingt in deiner Kapitalrechnung berücksichtigen. Um die Restbuchwerte herauszufinden, nutze am besten die Afa-Tabellen, welche dir Informationen über die Nutzungsdauer geben.
Schritt 4: Der Liquiditätsplan

Der Liquiditätsplan ist ein wichtiger Teil deines Finanzplanes, denn nur wenn du deine Liquidität gesichert ist, kannst du dein Unternehmen auch wirklich erfolgreich aufbauen. Auch mit der besten Geschäftsidee kannst du schnell in die Insolvenz geraten, wenn du plötzlich nicht zahlungsfähig bist. Um deinen Liquiditätsplan aufzustellen, solltest du zunächst deine geplanten Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellen. Reichen deine Einnahmen aus, um alle Kosten zu decken? Beachte in deiner Planung auch die Termine für Zahlungsein- und -ausgänge und prüfe, ob dein Geschäftskonto auch immer ausreichend gedeckt ist. Als Ergebnis erhältst du einen Überschuss oder eine Unterdeckung. Sollte letzteres der Fall sein, musst du im nächsten Schritt genau planen, wie du das finanzieren möchtest. Dafür stellst du deinen Kapitalplan auf.
Schritt 5: Wie viel Kapital benötigst du und woher nimmst du das?
Deinen Liquiditätsplan hast du bereits aufgestellt. Dieser zeigt dir nun auf, welchen Kapitalbedarf du decken musst.
Wenn deine Ausgaben höher als deine Einnahmen sind, was zu Beginn deiner Unternehmung sehr wahrscheinlich ist, musst du genau durchdenken, wie du das finanzieren möchtest. Zunächst kann dies natürlich aus deinem Eigenkapital erfolgen, welches du in deine Unternehmung einbringst. Sollte dies nicht ausreichen, ist die Aufnahme von Fremdkapital notwendig, beispielsweise in Form von Krediten. Dieses Kapital solltest du auch in deinen Liquiditätsplan als Einnahme vermerken, um die zuvor aufgeführten Ausgaben auszugleichen.
Setze schließlich dein Eigen- und Fremdkapital zueinander ins Verhältnis, um deine Eigenkapitalquote zu ermitteln. Beachte dabei, dass diese gerade am Anfang möglichst hoch ist, um bessere Chancen für eventuelle Kredite zu haben.
Noch ein paar Tipps, damit dein Finanzplan wirklich gelingt
- Schätze deine Zahlen realistisch ein, d.h. du solltest weder unter- noch übertreiben. Das hilft dir auf Dauer nicht.
- Außerdem solltest du deine Zahlen nicht nur aufschreiben, sondern immer auch begründen, weshalb du mit diesen Zahlen planst und warum sie aus deiner Sicht realistisch erscheinen, sodass diese für einen eventuellen externen Kapitalgeber auch nachvollziehbar sind.
- Bitte überprüfe deine Berechnungen! Nichts ist peinlicher, als wenn sich Rechenfehler einschleichen, welche einem Experten natürlich sofort auffallen werden und deine Chancen auf finanzielle Unterstützung schrumpfen lassen. Rechne deshalb lieber einmal mehr nach oder lass nochmal jemanden drüber schauen.
- Wähle ein ansprechendes und übersichtliches Layout zur Darstellung deiner Zahlen, sodass von Anfang an ein professioneller Eindruck entsteht.
- Ganz wichtig: Du kannst die Zukunft nie genau vorhersagen. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass deine Zahlen nicht exakt so umgesetzt werden. Wichtig ist aber die Plausibilität deiner Planung, denn diese wird von eventuellen Kapitalgebern bewertet. Sinnvoll kann es deshalb auch sein, mehrere Varianten deines Finanzplanes aufzustellen, beispielsweise eine realistische Einschätzung sowie ebenso eine pessimistische Variante.
Du benötigst noch Tipps für die inhaltliche Gestaltung deines Businessplans? Schau in meinem letzten Blogbeitrag vorbei, da gebe ich dir viele Tipps!